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Alt 03.07.2010, 11:24   #1
dowe
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Bali hat ein Abwasserproblem

hallo zusammen

ich haette viel lieber mal was positives geschrieben , aber man sollte auch diese seite balis nicht verschweigen

es sei denn , man sieht alles durch die rosarote brille

Quelle: dpa
Link: http://www.n-tv.de/reise/dossier/Bal...cle971926.html

Es stinkt im Paradies

Wer von der Götterinsel Bali spricht, schwärmt von Eleganz, Schönheit, Kunst. Doch stinkt es teils mächtig in dem Paradies. Abwasser fließt meist ungefiltert ins Meer.

Die Kinder sitzen in der Hocke und schauen neugierig in die stinkende Brühe, die sich träge durch einen schmalen Kanal an der Häuserwand entlang schiebt. "Ein Bonbon-Papier", sagt eine Kleine, "ein Hühnerknochen", ruft eine andere. Die Kinder leben auf Bali, der exotisch schönen Paradies-Insel in Indonesien. "Und das da vorne", sagt ein vielleicht Achtjähriger keck, "das sieht aus wie Kacke." Die Kinder prusten los. Zum Totlachen finden sie das.
Die Sache aber ist bitterernst. Auf Bali wie in ganz Indonesien ist Abwasserreinigung seltener Luxus. Verseuchtes Wasser aber macht krank. 50 000 Menschen sterben nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO in Indonesien jedes Jahr an Krankheiten, die sie sich durch dreckiges Wasser zugezogen haben. Es gibt 120 Millionen Fälle von Durchfall, Haut- und anderen Erkrankungen. Und wer krank ist, arbeitet nicht. Der Verlust belief sich nach WHO-Angaben 2006 auf 6,8 Milliarden US-Dollar (5,6 Mrd Euro) im Jahr. Nur acht der 450 Städte in Indonesien - Bevölkerung: 240 Millionen - haben eine zentrale Abwasserreinigung.

Bedrohtes Paradies
Bali ist bekannt als die Götterinsel, die jedes Jahr Millionen Touristen aus aller Welt mit ihrem Charme betört. Tausende Tempel stehen in dieser Hindu-Enklave des muslimischen Landes, überall liegen aus Gräsern geflochtene Opferschälchen mit Blumen und Früchten, Kunsthandwerker säumen die Straßen, Tropengärten betören mit Blütenduft und satt-grünen Palmen. Es gibt Traumstrände, Surfwellen, Strandbars, so weit das Auge reicht.
Das pralle Leben hat seinen Preis. "Unser Paradies ist bedroht", sagt Yuyun Ismawati von Balifokus - die Hilfsorganisation konzentriert sich auf Wasser-, Abwasser- und Abfallmanagement. Früher, als weniger Menschen hier wohnten und mehr Urlauber in Heimatnähe blieben, floss das Abwasser relativ problemlos in die vielen Flüsse und wurde hinaus ins Meer gespült. Heute verbrauchen zu viele Menschen zu viel Wasser. "Die Ressourcen dieser Insel reichen für 2,7 Millionen Menschen, aber es leben schon 3,4 Millionen hier - und jedes Jahr kommen rund vier Millionen Touristen", sagt Ismawati.

Vorne hui und hinten pfui
Balifokus hat errechnet, dass bessere Hotels am Tag 500 Liter Wasser pro Zimmer verbrauchen: fürs Duschen und Saubermachen, den Swimmingpool, die Gartenbewässerung. Sie haben soviel Grundwasser geschöpft, dass im Süden der Insel, wo die Touristenzentren sind, schon Salzwasser eingedrungen ist. Koli-Bakterien wurden auch entdeckt, was auf Fäkalienverschmutzung hindeutet. Die Lokalbehörde untersagte den Hotels die Grundwassernutzung. "Jetzt soll das Wasser aus den Flüssen kommen, aber das reicht einfach nicht mehr aus", sagt Ismawati. Vielen Flüssen sei das Wasser längst abgegraben worden.
Balifokus hat ein paar Jahre Wasserproben entlang der Westküste Balis entnommen und zur Analyse geschickt. "Das Labor dachte, bei den Proben handele es sich um Abwasser", sagt Ismawati.
Die Hauptstraßen in den Touristenvierteln Nusa Dua, Kuta, Seminyak sind von den coolsten Boutiquen und schicksten Bars gesäumt, aber ein paar hundert Meter dahinter sieht es oft ganz anders aus. Erst recht in den Armensiedlungen, wo viele von denen wohnen, die die Fassade des Urlauberparadieses jeden Tag herausputzen: Gärtner, Wäscher, Zimmermädchen. In solchen Vierteln stinkt das Abwasser in offenen Kanälen, und Kinder stochern darin herum, wie der kecke Achtjährige.


Hilfe aus Bremen
Er lebt im Armenviertel Segina Asri nahe der Hauptstadt Denpasar. Nur in einem Teil des Viertels ist das 21. Jahrhundert inzwischen angekommen. Balifokus hat hier ein System zur Abwasserreinigung der Bremer Arbeitsgemeinschaft für Überseeforschung und Entwicklung (BORDA) installiert. "Oft ist gerade in diesen Siedlungen, wo Hunderte Menschen auf engstem Raum wohnen, kaum Platz", sagt BORDA- Programmkoordinator Surur Wahyudi. Doch das DEWATS (Decentraliszed Wastewater Treatment System) passt überall.
Das System wird unterirdisch gebaut und am Ende zubetoniert. Ein paar Gullydeckel sind alles, was man noch sieht. Das Wasser fließt dort durch mehrere Kammern und wird ohne Energiezufuhr, Pumpen und Belüftung gereinigt. Bakterien bauen die Verschmutzungen ab - was herauskommt, ist sauberes Wasser. Das System eignet sich besonders in tropischen Ländern, weil die biologischen Prozesse bei 28 bis 30 Grad optimal laufen, sagt BORDA-Wasserwissenschaftler Frank Fladerer. Der meiste Schlamm vergärt in der Anlage - es bleibt nur fünf Prozent von dem übrig, was bei herkömmlicher Abwasserreinigung anfällt. Eine Reinigung alle drei bis fünf Jahre reicht.

Erste Erfolge
Die Anwohner sind begeistert. "Der Gestank ist weg", sagt Yanti, eine 28 Jahre alte Mutter, die mit Mann und zwei Kindern in einer kaum drei mal vier Meter großen Hütte wohnt. "Früher sind die Abwasserkanäle bei Regen übergelaufen - dann ist die Brühe über die ganze Straße geflossen", sagt Andi Mariono. Er sorgt dafür, dass die Anlage problemlos läuft. Dafür hat BORDA ihn ausgebildet.
In einem ähnlichen Viertel in Ubung bei Denpasar zeigt sein Kollege stolz den klaren Wasserstrahl, der aus der letzten DEWATS- Kammer in einen größeren Abwasserkanal fließt. "Es gibt fiel weniger Mücken hier", sagt er. In Ubung haben Balifokus und BORDA neben der Anlage auch Gemeinschaftstoiletten gebaut. 165 Familien zahlen jeweils 5000 Rupien Nutzungsgebühr im Monat - das sind 50 Cent. Die Familien wissen das System zu schätzen, und mit den Einnahmen wird unter anderem Huda Nuryanto bezahlt, der die Anlage in Ordnung hält.

Positive Nebeneffekte
"Superjob", sagt der fast zahnlose Mann und strahlt. "Ich arbeite sonst auf Baustellen, wenn es dort Arbeit gibt, aber dieses Einkommen ist mir schon mal sicher." Drei DEWATS-Anlagen betreut er in der Umgebung, macht schon mal 300.000 Rupien im Monat - knapp 27 Euro, und damit ein Viertel des balinesischen Mindestlohns.
BORDA und Balifokus haben in Ubung auch eine Abwasserkläranlage für eine Tempe-Produktion gebaut. Tempe ist eine indonesische Delikatesse aus fermentierten Sojabohnen, die oft in Armenvierteln hergestellt wird. Das Abwasser hat eine besonders hohe organische Belastung. Wenn es ungefiltert in Flüsse, Seen oder ins Grundwasser gelangt, zehrt es dort den Sauerstoff auf - Material fault, Fische sterben. Bei der Reinigung entsteht Biogas - genug für die Nachbarn der Anlage zum Kochen. Besondere DEWATS-Anlagen gibt es auch für Schlachthäuser und Krankenhäuser. Allein auf Bali gibt es inzwischen einige Dutzend DEWATS-Anlagen, in ganz Indonesien fast 500.

"Wir müssen es retten"
BORDA befasst sich seit 1977 mit Entwicklungsprojekten. Es geht darum, in abgelegenen Gegenden oder überfüllten Slum-Gegenden die Infrastruktur zur Grundversorgung zu verbessern, etwa durch die Abwasserreinigung. Die Projekte werden zur Hälfte vom Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit (BMZ) finanziert. Die andere Hälfte müssen Lokalbehörden aufbringen. "Für jeden Euro aus Deutschland tut Indonesien sieben Euro dazu", sagt Fladerer. Das Markenzeichen der BORDA- und Balifokus-Projekte: die Anwohner sind aktiv beteiligt, das Design auszusuchen und die Anlage später auch zu warten.
Ismawati von Balifokus kämpft um ihr Paradies. "Wir müssen es retten", sagt sie. Die Umweltingenieurin hat für ihr Engagement 2009 den renommierten Goldman-Preis bekommen - eine Art Nobelpreis für Umweltaktivisten. "Das wahre Herz Balis schlägt nicht in den Touristenorten, sondern weit weg von den Stränden und Hauptstraßen."
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gruss werner

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