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Alt 06.03.2006, 23:34   #1
cocos
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cocos befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
Bali & Java mit dem Fahrrad

Wir sitzen in gespannter Erwartung in 2500 m Höhe am Kraterrand des Vulkans Ijen im Osten der Insel Java. Die ersten Sonnenstrahlen tauchen in das von 200 m hohen Felswänden umgebene tiefe Loch des erloschenen Kraters ein. Zerrissene Dampfschwaden kräuseln sich gespenstisch auf einer grünlich blauen Wasserfläche und wir haben den Eindruck vor einem gigantischen Giftkessel einer überdimensionalen Hexenküche zu stehen. Unter uns brodelt und zischt es. Schwefeldämpfe aus dem Erdinneren ziehen durch die klare Luft.
Blicken wir zur anderen Seite in Richtung Osten, erscheint die exotische Insel Bali wie ein Kegel aus dem schillernden Ozean - die Insel der Götter und Dämonen - dort wo unsere Erlebnisreise begann......

Vor zehn Tagen setzten wir unsere Stollenreifen zum ersten Mal auf die ?Perle? im Indischen Ozean. Bali, eine Insel, die zum größten Inselreich der Welt zählt und immer noch voller Überraschungen ist, wird von einer dichten Vulkankette durchzogen. Sie gehört zu den facettenreichsten Inseln und , so sagen die Balinesen, durch ihre Pracht sei sie sogar vom Mond aus zu sehen.........

Die ersten beiden Etappen auf dieser so geheimnisvollen Insel führten uns zu einer tropische Schlucht. Tief unten ein Fluß, angeblich der ? Ayung River?. Wir überqueren den größten Fluß Balis auf einer Hängebrücke und folgen nun einem schmalen Pfad inmitten der saftig grünen Reisterrassen. Die Landschaft strahlt eine unglaubliche Harmonie aus. Ein geniales Bewässerungssystem durchzieht die Inselsüdseite und wir lauschen dem beruhigenden Plätschern des Wassers. Einige hundert Meter weiter sind die Reisbauern mit dem Dreschen des Korns auf ?klassische? Art schwer beschäftigt. Sie erzählen uns, daß der Reis in Bali besonders gut gedeiht und es bis zu 3 Ernten pro Jahr gibt. Ein kleiner Reistempel gleich am Rand der Terrassen, überfüllt mit Opfergaben, soll die Ursache dafür sein. Er ist der Reisgöttin ?Dewi Sri? gewidmet und wird von den Reisbauern ganz besonders verehrt.

Wir schwingen uns wieder auf die Sättel, folgen den Bewässerungsgräben, den Adern Balis, und lauschen dem beruhigenden Spiel des Wassers....?Anda mau kelepa ??, tönt es plötzlich aus dem Kokosnußwald......, ?du wollen Kokosnuß?? ?Satu 10.000 Rupia?..... , eine für 10.000 Rupien? Zu viel, wir müssen handeln..... und schließlich gibt's den frisch gepflückten Tropengenuß zum Preis von 3.000 Rupien (30 Cent). Wir genießen die frische Kokosmilch im Schatten der Kokospalmen und löffeln das weiche weiße Fruchtfleisch aus der harten Schale. Mit viel mehr Power läßt sich der Rest der heutigen Tour durch die grandiose Landschaft in der Nähe des Künstlerstädtchens Ubud zurücklegen. ............

Ein Duft von Frangipaniblüten gemischt mit dem Geruch frischer Gewürznelken, die der Sonne zum Trocknen ausgesetzt sind, zieht durch unsere Nasen. Wir umkreisen die auf Plastikplanen gelegten schon fast trockenen Reiskörner schwungvoll mit unseren Pneus. Auch die feurig roten Chilis läßt man nach dem Pflücken von der Sonne trocknen. Das Hochland ist sehr fruchtbar. Hier wächst und gedeiht außerdem noch Kaffee, Kakao, Vanille, Ananas und eine Vielzahl von tropischen Früchten.
Die Straße, eine Mischung aus Asphalt und Schotter, wird zur großen Caldera des Vulkans Batur immer steiler. Uns ist nach einer tropischen Erfrischung zumute und wir finden sie in Form einer großen grünen Frucht an einem der vielen Obststände.
Mit unseren Englischkenntnissen ist nicht viel zu machen. Hier oben, weit weg von den Tourizentren Balis heißt es ?apa ini??....was ist das? ....und mit einem freundlichen Lächeln bekommt man prompt die Antwort... ?sirsak?, auf deutsch ?Stachelannone?, o.k., ?lima potong? - fünf Stück.
Wahrscheinlich kann die nette dunkelhäutige Verkäuferin schon aus unseren Gesichtern lesen, daß wir nicht wissen, was wir mit diesem Tropengenuß anfangen sollen. :na_und?: Doch mit einem Schmunzeln zeigt sie uns auch noch das Geheimnis des Öffnen dieser exotischen Frucht.

Nach dieser köstlichen Zwischenmahlzeit legen wir die Ketten auf die großen Ritzel und klettern hinauf zur großen Caldera des "Gunung Batur".
Vor 78 Jahren ist dieses Ungeheuer zum letzten Mal ausgebrochen, dabei wurden 60.000 Häuser dem Erdboden gleich gemacht. Inzwischen ist es wieder etwas ruhiger um diesen Vulkan geworden. 1998 versetzte er noch einmal mit einer kleinen Eruption die Bewohner der Dörfer Kolombo, Pura Yati und Songan in Angst und Schrecken. Heute erkennen wir aus sicherer Entfernung, wie vereinzelt die Schwefelwölkchen aus dem "jungen" Krater gen Himmel ziehen.
Wir aber verabschieden uns mit einer kleinen Abfahrt vom Rand des "Batur" und blicken schon auf das nächste Gebirgsmassiv rund um den "Muschelberg" Batukaru.
Einige kleine und größere tropische Schluchten meistern wir dank unserer High-End Bikes, mit Leichtigkeit. Erstaunt und etwas neidisch zugleich beobachten uns die einheimischen Radler, die ihre "Drahtesel" zweckendfremdet als Transportmittel für Kokosnüsse über die hügelige Landschaft schieben.
Inzwischen rollen wir hoch über dem Lake "Buyan" entlang eines alten Lavastromes und genießen noch einmal die Aussicht aus 1200 m Höhe auf den Indischen Ozean. Schön wellig ist das Gelände bis zum Ende des dritten Vulkansees "Tamblingan". Dann beginnt die fast endlose Abfahrt über 30 km.
Doch bevor die Bremsen zu glühen beginnen, ertönt der schrille Klang eines Gamelan- Orchesters aus dem dichten Grün der Bananenstauden.
Die Räder schnell an den Stamm einer mächtigen Kokospalme gelehnt, dringen wir in einer Mischung aus Neugier und gespannter Erwartung, in das Dickicht ein.
Dabei stellen sich unsere ?Beinkleider? aus Lycra als völlig falsch heraus. Man trägt hier nur kostbare Sarongs aus Seide und Baumwollgemisch! Wir sind bei einer Hindu-Hochzeit gelandet!... Doch selbst unsere "falsche" Bekleidungsordnung hält die aufgebrachte Gesellschaft nicht davon ab, uns zu einem "Copi Bali" einzuladen.
Man führt uns zu einer Art Tempel. Der Priester, eine hagere und sehr markante Gestalt, beträufelt das Brautpaar unter den Gesängen der Hindus mit heiligem Wasser. Die Verschlüsse unserer Kameras klicken. Wir sind begeistert und gerührt zugleich....
Gefesselt durch diese farbenfreudige Zeremonie verlieren wir das Zeitgefühl und merken erst viel zu spät, daß die Sonne schon tief über der Insel Java steht. Bevor sie aber im glühenden Rot hinter dem mächtigen Vulkan "Ijen" versinkt, haben wir unser Ziel im "Menjangan" Nationalpark erreicht.

Für die nächsten zwei Tage lassen wir die Seele etwas baumeln, verarbeiten Eindrücke und erleben die bunte Unterwasserwelt rund um eine vorgelagerte Koralleninsel.

Gut erholt schippern wir nun mit der Fähre über die reichlich zwei Kilometer breite "Bali Stait". Ein frischer Wind schwirrt um die Ohren und einige Delphine begleiten uns auf der kurzen Überfahrt auf die Insel Java, das Herz des Archipels. Nicht weniger als 121 Vulkane reihen sich auf dieser Insel zwischen Serang im Westen und Banyuwangi im Osten aneinander. 27 von ihnen sind noch aktiv, doch nur einer soll unser Ziel sein!
Die ersten Kilometer zieht sich der Asphalt durch Zuckerrohr, die Steigung ist nur gering. Wir passieren zwei, drei Städtchen und "tanken" noch einmal Flüssigkeit. Zwei Männer begutachten unsere leichten "Alu-Rösser". Sie fragen "ke mana", wohin? Wir zeigen bergwärts und sagen "kawa Ijen"...Sie schauen uns fragend an, "bagus" ist die Antwort und wir sitzen auf..... Keiner hier kann verstehen, daß man diesen Berg mit dem Bike bezwingen will! Ja, die meisten Locals waren noch nie dort oben!
Inzwischen haben wir schon einige Dörfer, Kaffee- und Kautschukplantagen hinter uns gelassen. Hier oben im Hochland gibt es nur noch ein paar wenige Bienenzüchter. Der Bergurwald ist sogar etwas im Nebel verhangen und die Sonne versucht sich nur schwer durchzusetzen. Rechts und links wird die Natur immer wilder. Regenwald breitet sich aus. Die Straße wird immer enger. Rings um uns ein einziges zirpen, summen und schreien. Durch den dichten Wuchs sieht man sehr wenig. Nur selten raschelt es und wilde Affen ergreifen die Flucht auf die Wipfel der Urwaldriesen.
Die Trinkflaschen fast leer erreichen wir den Paß in 1500m Höhe. Der Eingang zum "Ijen"-Nationalpark ist nicht mehr weit. Zum Entspannen unserer Waden gibt`s erst einen 8 Kilometer langen Downhill in`s Hochplateau. Tiger und Leopard sollen hier in den mannshohen Gräsern vor Jahren ihre Beutezüge gemacht haben. Heute ist von diesen seltenen Tieren nichts mehr zu sehen. Sie sind ausgerottet wie im übrigen Teil der Insel Java.

Hier im Basislager erhalten wir Nachschub für unsere trockenen Kehlen und ein vorzügliches "nasi goreng" .Beim Lagerfeuer entfacht sich ein reger Meinungsaustausch in javanisch, indonesisch, englisch und deutsch. Wir sollten morgens bereits um 5 aufstehen um den Sonnenaufgang zu erleben, denn 3 Kilometer und 400 Höhenmeter sind es noch auf fester, sandiger aber steiler Piste bis zum Kraterrand, der berüchtigte "Schwefeltrail".

Jetzt aber haben wir es geschafft! Alles aus eigener Kraft. Keiner von uns mußte schwächelnd in den Begleitbus einsteigen! Wir sind ganz oben und blicken immer noch auf die glitzernde Küstenlinie des Indischen Ozeans, auf die Insel Bali und die umliegenden Vulkane Raung und Merapi. Die aufgehende Sonne sendet ihre warmen Strahlen auf den märchenhaft türkisblauen Kratersee.......

Hinter uns liegt ein tolles Abenteuer und vor uns noch ein gigantischer Downhill über 40 km durch tropischen Bergurwald, Kokos- und Kaffeeplantagen bis an die Küste des Indischen Ozeans.......

Erlebnisbericht aus dem Jahr 2003
__________________
WERNERS-ERLEBNIS-TOUREN MIT UND OHNE BIKE AUF EXOTISCHEN INSELN

COCOSTRAVEL

https://www.youtube.com/watch?v=BGFZSKg48YY
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