30.11.2005, 12:27 | #1 |
Administrator
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Alltagsgeschichten aus Indonesien
Hallo Tom,
Dein Wunsch ist mir Befehl.. . Machen wir halt einen neuen Thread auf, um das Thema aus der Diskussion wegen der Gewinne von Telkom und der Rechtsunkenntnis der Indonesier weiterzuführen. Da ich schlecht die Funktion "Zitat" in einem neuen Thread nutzen kann: es ging um Deine Frage, welche konkreten Fälle mir bekannt sind, wo sich Indonesier im entsprechenden Recht nicht auskannten. Dazu ein Beispiel: Im November 2003 war ich bei der BKPM(D) in Denpasar, um die Genehmigung für meine ausländische Investion zu erhalten. Die kam dann auch mit Schreiben vom 19.12.2003. Zu dem Zeitpunkt war ich bereits wieder in Deutschland, und bin dann am 3.2.2004 wieder nach Bali geflogen. Am 11.2.2004 hatten wir einen Termin beim Notar, um die Satzung der PT zu erstellen. Nun machte mich der Notar darauf aufmerksam, dass die Genehmigung von der BMPK(D) lücken- und fehlerhaft sei, da eine PT nach der Rechtslage (PT-Gesetz) als Organ der Gesellschaft zwingend einen Aufsichtsrat benötigt. Vergleicht man also die Gesellschaftsform einer PT mit deutschen Kapitalgesellschaften ist die PT eher vergleichbar einer dt. Aktiengesllschaft, denn einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Bei letztgenannter gibt es keinen Aufsichtsrat, nur bei einer AG. Dieser Aufsichtsrat war aber in der Genehmigung der BKMP(D) weder als Organ aufgeführt, noch war ein Vorsitzender namentlich benannt. So bin ich also unverrichteter Dinge wieder zur BKPM(D) und habe dort auf diesen Mangel aufmerksam gemacht. Anmerkung: das PT-Gesetz stammt aus dem Jahr 1995 und ist am 7.3.1996 in Kraft getreten. Man sollte also annehmen, dass der Inhalt der BKMP(D) im Jahr 2003/2004 bekannt sein müsste. Dort kam dann die Auskunft, eine PT brauchte keinen Aufsichtsrat, und ich solle nochmal zum Notar gehen. Gesagt, getan... der Notar macht mir eine Kopie des entsprechenden Artikels aus dem PT-Gesetz, und dann wieder zur BKPM(D). Das war ja nun vollkommenes Neuland für die dortigen Mitarbeiter. Fazit: die Genehmigung musste geändert werden, und am 18.3.04 durfte ich sie abholen. Dann nochmal zum Notar und Satzungsänderung. Also: auch wenn indonesische Gesetze bereits seit rd. 7 Jahren in Kraft sind, kennen es die maßgeblichen Mitarbeiter der zuständigen Behörden nicht. Ich könnte noch eine ganze Latte weiterer ähnlicher Vorkommnisse mit den Behörden im Zuge des Gründungsprozesses für meine PT nennen. Aber dann würde das Posting noch länger.. Grüße aus Fürth Gregor
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01.12.2005, 15:53 | #2 |
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RE: Alltagsgeschichten aus Indonesien
Hallo Gregor,
also mir fallen da zwei Sachen ein, wenn ich dein Post lese: [list=1][*]das von dir angesprochene Gesetz hat sehr wenig mit der Scharia zu tun - ein gutes Beispiel also. Vielleicht finden wir auch noch Beispiele die ein Gesetz aufzeigen, dass genau der Scharia entspricht? [*]das Beschäftigte in Behörden häufig nicht genau Bescheid wissen was wie abzulaufen hat ist häufig dann gegeben wenn die Langnase selbst im Office erscheint. Daher meine Empfehlung: einfach die Sachen machen lassen und selbst nur dann erscheinen, wenn die Unterschrift, Fingerabdruck oder ein frisches Foto die persönliche Anwesenheit erfordert. Alles andere bedeutet sehr häufig, dass versucht wird ein wenig Geld für die private Kaffeekasse zu "erwirtschaften".[/list=1] Soll ich mal erzählen was alles bei den Bearbeitungen meiner Sachen "vergessen" worden ist? Aber um ehrlich zu sein: wer in Indonesien leben will der sollte über derartiges auch hinwegsehen - so wie es die Indonesier auch machen. Das ist einfach so. Wer ein Problem damit hat und nachweislich der Verdacht der Korruption naheliegt, der kann ja eine SMS an das Büro des Präsidenten schicken. Da müsste ich nun mal meine Frau fragen, die hat das schonmal gemacht, weil ein Mitarbeiter des RW's plötzlich das fünffache für das Erstellen eines Briefes mit Formular haben wollte - und am nächsten Tag (nach der SMS) war die Sache gegessen, der RW selbst hat die Sache bearbeitet und zum richtigen Preis gemacht. So einfach kann das gehen. VIelleicht hätte dir das auch weitergeholfen? Aber leider gibt es das erst seit der ersten Jahreshälfte 2005 (ich glaube März bis Mai wurde das eingeführt, publik gemacht). So - wieder ein paar Infos von mir, vielleicht helfen die dem einen oder anderen. Gruß aus Surabaya Tom |
02.12.2005, 20:48 | #3 |
Administrator
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RE: Alltagsgeschichten aus Indonesien
Ich finde es prima, Tom, dass Du hier ein paar Tips verteilst. Das man selbst nur im Notfall erschienen soll, war mir allerdings bekannt (siehe Homepage).
Aber das ist nicht nur bei Gängen zu Behörden so, dass betrifft "Shopping" im Berich von Eletrogeräten (weiße Ware = Küchengeräte oder Unterhaltselektronik) gleichermaßen. Auch beim Kauf von Möbeln hält man sich als Langnase (Weißer) besser im Hintergrund. Aber vorher genau dem Einheimsichen schildern, was man haben möchte. Sonst geht das fürchterlich in die Hose... Man spart so schnell bei einer Neueinrichtung eines Hauses einige Millionen Rupiah. Um so erstaunter sind dann die Gesichter, wenn die "Ware" angeliefert wird. Aber dafür lasse ich gerne einmal ein GUTES Trinkgeld springen. So haben die Mitarbeiter ihren Vorteil und ich unter dem Strich ebenfalls. Der "Boss" hat seinen Profit ohnehin gemacht wenn auch nicht in der Höhe, wie er es bei einer Langnase gemacht hätte. Gregor Webadmin
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03.12.2005, 02:52 | #4 | |
Routinier
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RE: Alltagsgeschichten aus Indonesien
Hallo Gregor,
Surabaya ist groß - und es läuft hier einiges offenbar anders ab als auf Bali Daher muss ich leider schon wieder meinen Senf beisteuern. Sorry. Zitat:
Ähnlich auch mit den Möbeln: immer direkt bei echten Hersteller einkaufen. Teakmöbel auf Bali, wenn das wirklich selbstgemacht ist, dann schweineteuer, wenn nicht - dann meist billige Qualität oder von Java oder Kalimantan zum Finishing (lackieren) eingeführt. Preise sind beim Hersteller wirklich unschlagbar. So - das mal für den Augenblick Gruß aus Surabaya Tom |
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04.12.2005, 10:21 | #5 |
Administrator
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RE: Alltagsgeschichten aus Indonesien
Hallo Tom,
einen Dank für Deine diversen Hinweise. Aber das von Dir beschriebene gab es alles in Bali nicht. Möbel kamen meist als Halbfertigware zum Schreiner, der dann nur noch die optische Aufarbeitung vornahmen. Aber Teak war es bei meinem Schlafzimmerschrnak wirklich. Sauschwer, da Massiv-Holz. Und ich denke, mit meiner Erinnrung nach 1,5 Mio. Rp. (damals rd. 150 Euro) auch nicht überbezahlt. Zu den Elektrogeräten: in Denpasar gibt es so eine Art Großhändler. Dort kommt man - im Vergleich zu Deutschland - sehr günsting an weiße Ware und Unterhaltungselektronik. Große Zeit zu Warten hatte ich nicht: es ging darum möglichst schnell das Haus bewohnbar und nutzbar zu machen, damit auch potentielle Kunden hereinkonnten. Ich musste ja auch meine Mitarbeiter schulen. Hätte ich nur geahnt, wie lange das Genehmigungsverfahren für meine Firma dauert, hätte ich mit der einen oder anderen Anschaffung noch gewartet. Aber das ist Geschichte.. Gregor Webadmin
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